unsere projekte

„Man muss nach Auschwitz fahren, um zu verstehen.“ - Bildungsfahrt Auschwitz & Krakau
26.01.2024
Vom 06.-12.01. begab sich eine Reisegruppe von 35 Jugendlichen aus dem 10.-13. Jahrgang auf, zu einer Bildungsfahrt nach Auschwitz und Krakau, welche von der Herzbrücke Nordheide e.V. organisiert wurde. Kernziel der Reise war der Besuch des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, das größtes Lager während der nationalsozialistischen Herrschaft. Die Zahl der Todesopfer betrug ca. 1,1-1,5 Millionen wurde zum Synonym für unmenschlichen Verbrechen des Terrorregimes.
Am Samstag erfolgte die Anreise mit dem Bus nach Oświęcim, wie Auschwitz auf polnisch heißt. Für den Sonntag und Montag standen die Besuche im Stammlager Auschwitz und im Nebenlager Auschwitz Birkenau auf dem Plan, ein Ort an dem ca. 1,3 Millionen Menschen, vor allem die jüdische Bevölkerung Europas, von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Aber auch Workshops, der Besuch einer Kunstausstellung, ein Stadtrundgang und der Besuch des jüdischen Museums brachten das Thema näher. Alle Teilnehmenden äußerten, dass die intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema betroffen, emotional und auch demütig machte. Ein Besuch in Auschwitz kann nicht durch Eindrücke aus Filmen und Büchern ersetzt werden und es gab bei allen Teilnehmenden noch viel Gesprächsbedarf und Fragen, die sich stellten, welche in abendlichen Reflexionsrunden ausgewertet wurden.
Das diesen intensiven Tagen ging es weiter nach Krakau, der zweitgrößten Stadt Polens. Bei zwei Stadtführungen konnten wir uns von der Schönheit der Stadt überzeugen und schauten uns bei -10 Grad den gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern und die Burg Wawel an. Im Krakauer Stadtteil Kazimierz lernten wir das vielfältige jüdische Leben vor dem Zweiten Weltkrieg kennen und besuchten dort auch eine Synagoge. Abends schlenderte man dann einfach durch die kleinen Gassen und konnte eines der zahlreichen Restaurants besuchen, in denen polnisches oder auch koscheres Essen serviert wird. Einen runden thematischen Abschluss bildete der Besuch der Oskar Schindler Emaillefabrik, ein Museum, welches uns das jüdische Leben unter der NS-Besatzung in Krakau sowie die Person Schindler näher brachte - ein Mann der 1200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung durch den NS-Staat bewahrte.

Nach einer Woche voller wichtiger Erlebnisse, an die wir uns noch lange erinnern werden, freuten wir uns auch wieder sehr auf die „warme“ Heimat. Die Einsicht über das Geschehene trägt – im Lichte des Nahostkonflikts - zweifelsohne zu einem besseren Verständnis der Gegenwart bei. Schließlich lässt sich die Gründung Israels nicht ohne die Shoa erklären. Hierfür sind alle Schülerinnen und Schüler nun gewappnet. Die Meinung einer Schülerin aus Klasse 10:
„Alles in allem finde ich konnte man sehr viel lernen und mir ist nochmal klar geworden, dass man sich das Ausmaß der nationalsozialistischen Herrschaft nicht vorstellen kann wenn man nicht in Auschwitz war. In der Schule, sollte noch mehr über unsere frühere Geschichte gesprochen werden und es sollten Filme mit echten Menschen geguckt werden. Es gibt genug gute Filme, die zeigen wie schlimm es war. Man kann diese Geschehnisse nicht deutlich machen, wenn man nicht im Detail darüber spricht. Ich bin sehr dankbar das ich diese Erfahrungen machen durfte, ich finde jeder Schüler sollte auf diese Fahrt.“

Wir danken an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich der @explorefoundation und dem Lions Club Buchholz für die großzügige Unterstützung und die Möglichkeit diese Reise zu realisieren.

Die rolle der medien in einer (un-)freien Gesellschaft
08.12.2023
Die Bloggerin Zalina Marshenkulova (li.) und die Investigativjournalistin Elena Kostjuchenko

"Die Rolle der Medien in einer (un-)freien Gesellschaft" - so lautete das Thema bei einem Podiumsgespräch, zu dem die IGS Buchholz jüngst Oberstufenschüler, Lehrer, interessierte Eltern sowie andere Gäste einlud. Vor Ort waren die Investigativjournalistin Elena Kostjuchenko und die Bloggerin Zalina Marshenkulova, beide aus Russland. Per Video zugeschaltet wurde Alice Bota, Journalistin der Wochenzeitung Zeit. Als Moderator fungierte Ole Sandström, IGS-Schüler des 13. Jahrgangs, Mitveranstalter war der Verein Herzbrücke.

Alice Bota berichtete von ihren Erfahrungen als Zeit-Korrespondentin in Moskau sowie den schwierigen Arbeitsbedingungen in einem Land ohne Meinungs- und Pressefreiheit. Den beiden Journalistinnen Kostjuchenko und Marshenkulova zollte Bota für die mutige Form der Berichterstattung ihre Anerkennung.
Beide waren jahrelang in ihrem Heimatland Russland bedroht und sahen sich gezwungen zu fliehen. Kostjuchenko arbeitete als Journalistin der Nowaja Gaseta, deren Chefredakteur und Mitgründer Dimitrij Muratov im Jahre 2021 den Friedensnobelpreis erhielt. Sie verglich das Risiko ihrer Arbeit mit dem von Feuerwehrkräften bei der Brandbekämpfung. Weiterhin berichtete sie eindrücklich, wie weit im Vorfeld des Angriffs von Russland auf die Ukraine ein großes Budget für Propaganda von staatlicher Seite zur Verfügung gestellt wurde, um die russische Bevölkerung entsprechend für den Angriffskrieg zu manipulieren.

Zalina Marshenkulova berichtete über die Proteste und Demonstrationen in ihrem Heimatland als zivilgesellschaftlichen Ausdruck gegen den Angriffskrieg auf die Ukraine und auch über deren gewaltsame Niederschlagung. Als sie daraufhin bedroht wurde, verließ sie aus Angst ihre Heimat und floh ins Exil.
Der abschließende emotionale Austausch der Gäste zeugte davon, wie wichtig die Meinungs- und Pressefreiheit ist und dass man auch hierzulande dafür kämpfen muss.
Das Pirogov Mobile Hospital
Das Pirogov Mobile Hospital ist eine professionell organisierte NGO, die bereits seit 2014 medizinische und ärztliche Hilfe in Frontgebieten bereitstellt, Verletzte behandelt und Evakuierungen aus Gebieten vornimmt, in die sich kaum noch jemand hereinwagt. So findet der Transport von Schwerverletzten auch bei Artillerie- und Raketenbeschuss statt. Die Einsatzfahrzeuge werden aus diesem Grund braun und grün angestrichen. Die Ärzte und Sanitäter fahren ihre Einsätze immer in Schutzwesten und Helmen.

Das Pirogov Mobile Hospital besteht vornehmlich aus Freiwilligen. Die ukrainischen Ärztinnen und Ärzte arbeiten unentgeltlich und nehmen sich extra Urlaub für ihre Einsatz. Einige reisen auch aus der ganzen Welt an, u.a. aus der USA, Kanada und Deutschland.

Seit 2016 besteht eine offizielle Partnerschaft mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium, dem Verteidigungsministerium und dem Generalstab der ukrainischen Streitkräfte. Im persönlichen Gespräch berichtete Mikita Khulichenko, der medizinische Direktor, dass immer wieder medizinische Einsatzfahrzeuge fehlen würden. Immer häufiger müsse die Triage darüber entscheiden, wem zuerst geholfen wird.

Im April 2023 gelang es uns, einen voll ausgestatteten Krankenwagen zu finanzieren. Bei diesem Vorhaben hat uns in erheblichem Maße die belarussische NGO Bysol unterstützt. Der Krankenwagen wurde am 19. April 2023 in Warschau persönlich übergeben und fuhr noch am selben Tag über die ukrainische Grenze. Aktuell ist er in der Ostukraine im Gebiet Lyman im Einsatz.
DER inklusive Kindergarten in Berdychev
Wir unterstützen den inklusiven Kindergarten in Berdychev. Die Kinder sind zwischen drei und acht Jahren alt. Alle haben unterschiedliche Förderbedarfe. Sie sind in dieser schwierigen Zeit im Besonderen auf die Unterstützung ihrer Erzieherin Ilona Dzul angewiesen. Denn alle Kinder vermissen ihre Väter, weil sie in der Armee dienen. Bei einigen sind sogar beide Eltern militärpflichtig.

Ilona versucht ihr Bestes, den Kindern unter diesen schwierigen Bedingungen einen Halt zu geben und sie ein wenig von den Schrecken des Krieges abzulenken.

Wir stehen mit Ilona in direktem Kontakt, sie ist 29 Jahre und in Berdychev geboren. Schon mehrfach hatte sie den Gedanken, die Ukraine zu verlassen, weil sie fürchtet, dass der Krieg nicht nur die Gegenwart, sondern auch ihre Zukunft ruiniert. Zugleich empfindet sie eine große Verantwortung gegenüber den Kindern, die sie bis jetzt von einer Flucht abhielt.

Dank großzügiger Spenden konnten wir Spielzeug für die frühkindliche Förderung, Süßigkeiten und Lebensmittelkonserven liefern. Als der Kindergarten im Winter von mehreren Stromausfällen betroffen war, gelang es uns, einen Dieselgenerator zu kaufen und zu übergeben.

Ilona engagiert sich zudem als Freiwillige in ihrer Gemeinde für Bedürftige. In Berdychev, ca. 100km westlich von Kiew gelegen, haben viele Binnenflüchtlinge aus dem Osten des Landes Zuflucht gefunden. Ilona koordinierte die Verteilung unserer Sachspenden. Sie lässt uns genau wissen, woran es vor Ort mangelt. Als im vergangenen Winter wochenlang immer wieder die Wasserversorgung ausfiel, erbat sie Feuchttücher, um den Menschen ein Minimum an Hygiene zu ermöglichen.

Die Übergabe der Spenden ist in zahlreichen Fotos und Videos dokumentiert. Viele Spenderinnen und Spender haben ihre Spenden auf diesen wiedererkannt.
das Militär- und Veteranenhospital in Berdychev
Seit März 2022 unterstützen wir das Militär- und Veteranenhospital in Berdychev. Seit Beginn des Krieges behandelt das Krankenhaus zuvorderst Soldatinnen und Soldaten, die bei der Verteidigung ihres Landes verwundet wurden. Alle Betten sind belegt, sodass Ärztinnen und Ärzte seit Monaten im Dauereinsatz sind.

Wir stehen mit dem Klinikdirektor Pawlo Zhurbenko sowie dem medizinischen Direktor Alexander Stozki in Kontakt. Mehrfach konnten wir dringend benötigte Medikamente und medizinische Geräte auf direktem Wege liefern. Außerdem fehlte aufgrund der Ausnahmesituation des Krieges vieles: Eine Vakuum-Pumpe für die Wundheilung, moderne Gefäßversiegelungssysteme oder spezielle Medikamente. Selbst die Vorräte an Kochsalzlösung gehen immer wieder zur Neige.
Dank der großzügigen Spendenbereitschaft gelang es so bereits mehrfach, gezielt zu helfen.

Der Ablauf ist dabei in der Regel immer derselbe: Erst werden die Hilfsgüter im Detail zwischen deutschen und ukrainischen Ärzten abgestimmt und bestellt. Zudem wird die Größe der Transporter abgeglichen. Dann treffen wir uns mit ukrainischen Fahrern in Polen für die Übergabe. Der Treffpunkt in Polen variiert, da die Männer im Vorfeld häufig die Gelegenheit nutzen, ihre geflüchteten Familien zu sehen. Ihre Ausreisegenehmigung gilt in der Regel für fünf Tage. Nach der Übergabe gehen die Hilfsgüter noch am selben Tag in die Ukraine. Während die Vorbereitung des Transports viel Zeit in Anspruch nimmt, geschehen Überführung und Übergabe innerhalb eines Tages.

Dem Team des Krankenhauses ist es jedes Mal ein großes Bedürfnis, allen Spendern und Unterstützern ihren großen Dank auszusprechen. Die Ankunft eines jeden Transports wird mit vielen Fotos und Videos dokumentiert, sodass alle Spenderinnen und Spender die Gewissheit haben, dass die Hilfsgüter auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden.